AGORA kauft Löhertor!

AGORA kauft Löhertor!

Wir bedanken uns an dieser Stelle recht herzlich beim Kandidaten der CDU für die Oberbürgermeisterwahl 2015 in Fulda, Herrn Heiko Wingenfeld für das Aufgreifen unseres Aufmachers aus der aktuellen Ausgabe der AGORA. Wir freuen uns sehr, scheinbar einen weiteren Mitstreiter in dieser Sache gewonnen zu haben. Über die weitere Entwicklung des Objekts Löhertor werden wir Sie, liebe Leser*innen, natürlich auf dem Laufenden halten!

 

Die Investoren der AGORA vor dem Löhertor

Die Investoren der AGORA vor dem Löhertor

 

Am Brunnen vor dem Löhertore tut sich was. Nach jahrelangem Stillstand, stillen Hoffnungen, zähen Verhandlungen und geplatzten Erwartungen seitens Käufer und Magistrat wird in Kürze wieder Leben in das Löhertorzentrum einziehen. Die AGORA wird neue Besitzerin und das Nutzungskonzept ist mutig, nachhaltig und zukunftsorientiert.

Hier am Ende der Unterstadt tobte seit den achtziger Jahren das Leben. Das größte Fuldaer Einkaufszentrum seiner Zeit beherbergte Gastronomie und Einzelhandel, Unterhaltungskultur, Sportstätten und einen Baumarkt. Seit mehreren Jahren aber gleicht das Löhertor einer Geisterstadt, tauglich nur als Kulisse für einen Krimi. Lediglich ein Drogeriemarkt ist als letzter Mieter derzeit noch vorhanden. An diesem traurigen Bild scheiden sich seit einiger Zeit die Geister; Pläne und Hoffnungen haben sich zerschlagen. Zu viele potentielle namhafte Mieter sind abgesprungen, eine hoch favorisierter Ankermieter aus dem textilen Gewerbe hat sich inzwischen im Bahnhofsviertel einquartiert. Zudem sind weitere Einkaufszentren entstanden, die zwar deutlich moderner wirken, augenscheinlich aber nicht zufriedenstellend frequentiert werden. Die Blase eines weiteren EKZ neben Kaiserwiesen, Justus-Liebig-Center und Emaillierwerk ist so schnell wie heimlich geplatzt. Die Frage, wie es mit dem Löhertor weitergeht, bereitete nicht nur dem Besitzer und der Stadtplanung Kopfschmerzen. Ein Neubau käme so teuer wie eine Kernsanierung. Ratlosigkeit auf der einen Seite, langsamer Verfall auf der anderen. Im Hinblick auf diese Entwicklung wird der Kauf der Immobilie seitens der AGORA nach anfänglicher Skepsis inzwischen sehr begrüßt. Schließlich konnte die AGORA-Redaktion nach langwierigen Verhandlungen den bisherigen Besitzer Dr. Helmut Greve, Inhaber der gleichnamigen Bau und Boden AG, zum Verkauf der bereits abgeschriebenen Immobilie, als auch das Stadtplanungsamt vom gut durchdachten Konzept überzeugen.

Konzept statt planlos

Initialzündung für den Kauf war – so lässt sich in der Einführung des Nutzungskonzeptes lesen – nicht ausschließlich die Planlosigkeit der bisherigen Verantwortlichen, sondern auch das Engagement der Interessensgemeinschaft Löherstraße, die seit geraumer Zeit das Flair am südlichen Innenstadtrand gezielt verbessert. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, wurde die AGORA-Genossenschaft gegründet, die ihre finanziellen Mittel aus den Anteilserlösen sowie zusätzlichen Fördermitteln der EU zieht. Weiter kommen auch die zahlreichen Soli-Abonnements sowie der symbolische Kaufpreis von einem Euro dem Ganzen zu Gute. Anders wäre die neue Heimat der Redaktion nicht zu stemmen. Doch wie soll das Löhertor zukünftig genutzt werden? „Wir haben im Prinzip eine Drei-Drittel-Lösung gefunden“, so Redaktionsmitglied Martin Uebelacker, der sich weitgehend um die Belange der verschiedenen Bereiche und die intensive Zusammenarbeit mit dem Züricher Architektenkollektiv „PlanWirt“ kümmert. Somit steht ein Drittel der Nutzungsfläche Wohneinheiten zur Verfügung, ein weiteres Drittel dient dem Einzelhandel, das letzte Drittel der Erholung und Unterhaltung. Konkret bedeutet dies, dass weite Teile des oberen Stockwerks zu Wohnungen umgebaut werden. „Wir wollen hier ein in sich schlüssiges Konzept für ein Mehrgenerationenhaus umsetzen, das als solches auch tatsächlich genutzt werden kann. Mit angeschlossen sind auch eine Kita, ein Hospiz sowie Einzelwohnungen für Asylbewerberinnen“, so Uebelacker weiter, der vor allem betont, damit auch der voranschreitenden Gentrifizierung etwas entgegen setzen zu wollen. Die Umbaumaßnahmen indes werden von Felix Döppner geleitet, der hier vor allem auf Sanierung in Niedrigenergie achtet und auf Eigenversorgung setzt. Die Dachfläche des integrierten Parkhauses, immerhin rund ein Drittel der Gesamtdachfläche, wird von einer Solaranlage belegt werden. Der überschüssige Strom wird in das Netz des örtlichen Energieversorgers eingespeist. „Damit heben wir auch den Anteil erneuerbarer Energien im lokalen Rahmen“, freut sich Döppner. Die anderen zwei Drittel der Bedachung dienen der Erholung und Selbstversorgung. Ein geplantes Kleiefeld wird zum Weiden heimischer Rhönschafe genutzt werden. Hier holte sich Elisabeth Rammler als verantwortliche Gestalterin der Dachbegrünung die notwendigen Informationen von Deichgräfinnen aus Ostfriesland, die auf eine lange Tradition an Beweidungsstrategien zurückblicken können. Zudem wird hier ein Anbaugarten installiert, der auch interessierten Hobbygärtner zur Verfügung gestellt wird, und dessen Erzeugnisse zurück in die Wohneinheiten und die im Erdgeschoß angesiedelte Gastronomie und den Einzelhandel fließen.

Lokale Förderung geht Hand in Hand mit Neuem

Die Koordinierung des gewerblichen Bereiches übernimmt Redaktionsmitglied Katja Ecker. Hier achtet sie besonders darauf, welcher Einzelhandel sich nach dem Umbau im Achtziger-Jahre-Komplex ansiedelt. „Wir wollen nicht den x-ten Backshop oder irgend einen Billigklamottenladen reinsetzen, sondern werben gezielt darum, einen Gewerbehof aufzubauen, der auf Nachhaltigkeit und faire Produktionsweise achtet“, so Koordinationsleiterin Ecker. Das Angebot soll von der Handwerksbäckerei bis zum Textilgeschäft gehen und auch gastronomische Anreize bieten. Sie ist davon überzeugt, dass es sich hierbei um ein äußerst tragfähiges Gewerbekonzept handelt. Ergänzt wird dieses Angebot durch kulturelle Einrichtungen. Dabei greifen die neuen Hauseigentümer auf vorhandene Ressourcen zurück, wie Matthias Söhlke erläutert, der zusammen mit Hannes Spicker von der Redaktion eingesetzt wurde, um dafür zu sorgen, den kulturellen Auftrag zu erfüllen. „Wir können die ehemaligen Kinosäle für Programmkino und Kleinkunst nutzen und für größere Events auf die Räume der einstigen Diskothek zurückgreifen“, freuen sich Spicker und Söhlke, die bereits in Gesprächen mit zahlreichen Kulturinitiativen aus dem Fuldaer Raum sind.

„Das Herzstück des Komplexes sind natürlich unsere Redaktionsräume!“ Walter M. Rammler, begeistert vom überarbeiteten Lichtkonzept des Löhertorzentrums im Allgemeinen und der Redaktionsebene im Besonderen, erläutert, welche Rolle Beleuchtung bei der Umsetzung kreativer Prozesse spielt. „Wenn das Licht stimmt, wird auch das Endergebnis perfekt“, so Rammler, der sich im Wesentlichen um den intensiven Kontakt zu Parteien und Behörden kümmert und hierbei auch auf die Erfahrungen von Mitarbeiter Jens Brehl zurückgreifen kann, der das künftige Pressezen-
trum betreuen wird. Das Nutzungskonzept selber kann noch deutlich erweitert werden. Schließlich sind die gesamte Innenfläche des Parkhauses sowie das Untergeschoss noch nicht verplant. Hier sieht Martin Uebelacker noch Raum für Beteiligung weiterer Menschen in Planung und Umsetzung. „Schließlich“, so Felix Döppner im Nachgang, „entwickeln wir uns auch weiter und bleiben nicht auf den ersten Ideen dogmatisch sitzen“. Ganz im Sinne einer Agora, jenes Platzes in der griechischen Antike, an dem Meinungen ausgetauscht, Informationen verkündet und Demokratie erlernt wurde.

Deshalb wird der Platz vor dem Haupteingang, rund um den Brunnen vor dem Löhertore, auch AGORA heißen.