Der Verein Magrathea Laboratories (mag.lab)

Der Verein Magrathea Laboratories (mag.lab)

– Ein Treffpunkt für Bastler mit sozialem und kulturellem Selbstverständnis
Ein kollaborativer Gastbeitrag von den Vereinsmitgliedern

3D-Drucker, Netzwerkkabel, Sofas und koffeinhaltige Limonade – was erstmal nach einer merkwürdigen Kombination klingt, ist Alltag im Fuldaer mag.lab. „Ein Raum für Menschen, die sich gestaltend mit der technisierten Welt auseinandersetzen wollen“, so beschreiben die Mitglieder des “Magrathea Laboratories e.V”. den Zweck ihres Raums, den sie am 25.6.2016 in der Buttlarstraße 1a feierlich eröffneten.

Denn sie wissen, was sie tun – Was passiert im mag.lab?

Gemeinsam etwas unternehmen, am besten mit Menschen, die ähnliche Interessen haben, wie man selbst. Das war die Ausgangsmotivation einiger Fuldaer, die sich 2008 zuerst unregelmäßig zu Exkursionen und Veranstaltungen trafen, zwei Jahre später zum Chaos-Treff, um im Jahr 2014 schließlich den Verein „Magrathea Laboratories“ zu gründen und das mag.lab ins Leben zu rufen. Heute, fast acht Jahre nach den Anfängen, ist das “mag.lab” ein Raum für alle Menschen, die sich experimentierfreudig ans Zerlegen, Um- und Neubauen von Hard- und Software, Kunst, Wirtschaft und Politik machen, und Ideen, Tipps und Tricks, Werkzeuge, Material und Lebenszeit mit anderen Menschen teilen wollen.

Drei Monate lang haben die Vereinsmitglieder den Raum vor der Einweihungsfeier am 25.06.2016 renoviert. Jetzt bilden Tische, Stühle und Polstermöbel die Grundausstattung. Eine Theke mit Kühlschrank ist eingezogen. Hier können die Besucher sich mit diversen Getränken versorgen. Ein alter Kontoauszugdrucker der Sparkasse steht neben der Theke und wartet auf seine kreative Weiterverwendung. Die bunte Fotowand daneben lässt erahnen, dass es im Verein auf vielfältiger Ebene kreativ zugeht. Eine große Schultafel nimmt eine Wand im oberen Bereich des Raumes ein. Beamer, Ethernet und WLAN, Lötkolben, 3D-Drucker und Computer stehen als Arbeitsmittel bereit.

Überall liegen Projekte, an denen momentan gearbeitet wird. Ein Hackerspace ist eben selbst ein Projekt, das wiederum aus vielen Projekten besteht. Die “Hacker” haben in den Räumen bereits einige Ideen umgesetzt, so kann auf die Musikanlage per Netzwerk Musik gestreamt werden. Zutritt erhalten die Raumnutzenden übers WLAN. Ob der Raum gerade offen ist wird dann auf der Homepage angezeigt. Die Ausarbeitung eines Lichtsystems oder die kreative Nutzung des Kontoauszugdruckers steht als Nächstes ganz oben auf der Liste.

Interessierte haben verschiedene Möglichkeiten am Hackerspace teilzuhaben und den Verein zu unterstützen. Sie können einfach und unkompliziert den Raum nutzen. Dafür bietet sich jedes offene Treffen im Space an oder ein spontaner Besuch, jederzeit wenn der Raum geöffnet ist. Alle Belange des Hackerspaces werden von den Nutzerenden gemeinsam entschieden, dafür ist es nicht notwendig Mitglied des Vereins zu sein. Die Vereinsmitglieder tragen hingegen den größten Teil der Kosten und treffen weitreichendere Entwicklungsentscheidungen. Durch eine Mitgliedschaft unterstützt man den Verein dementsprechend langfristig. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit die Projekte mit einer Fördermitgliedschaft, Geld und Sachspenden zu unterstützen.

Freifunk Fulda

Freifunk Fulda

Das Projekt Freifunk in Fulda und Umgebung

Eines der größeren Projekte des Magrathea Laboratories bekam in letzter Zeit öfter mediale Aufmerksamkeit: Der Freifunk Fulda. Mittlerweile nutzen viele Fuldaer Freifunk. In der Stadt geschieht dies oftmals sogar, ohne das sie es bewusst wahr nehmen. Das liegt daran, das die Geräte sich automatisch verbinden, sobald sie einmal mit Freifunk Fulda verbunden waren. Ein Blick auf die Karte des Freifunks Fulda verrät: über 174 Access-Points waren am 17. Juni 2016 um 13:40 534 Geräte mit dem Netz verbunden. Dieser Karte ist über Freifunkseite unter https://fulda.freifunk.net/ oder über einen Link auf der Seite der Magrathea Laboratories erreichbar. Hier findet sich auch Information, wie man selbst am Ausbau des Netzes mitarbeiten kann. Die Freifunker investieren viel Zeit und Arbeit in die Anleitungen. Auch Menschen ohne viel Vorerfahrung soll es Möglich sein, am Projekt mitzuwirken.

Die Funktion von Freifunk Fulda kann in etwas so beschrieben werden: Die Freifunk-Knoten werden über bestehende DSL-Anschlüsse mittels eines Datentunnels mit den Servern verbunden. Wenn sich Knoten gegenseitig direkt erreichen, können sie sich vernetzen. Dabei ist es egal ob dies über WLAN oder Kabel geschieht. So bilden die Koten das eigenen Netz, das sogenannte Mesh-Netz. Die Server leiten den Datenverkehr weiter zu Freifunk Rheinland, der für die deutsche Freifunk-Gemeinschaft Providerdienste anbietet. So gelangt der Datenfluss ins Internet.

Nach nicht einmal zwei Jahren Projektlaufzeit haben sich die Freifunk-Fulda-Access-Points weit verbreitet. Sie sind aktiv zwischen Frankfurt und Hünfeld, Alsfeld und Gersfeld.

Das mag.lab – Einer von mehr als 400 Hackerspaces

Der mag.lab hat viele Verwandte. Überall auf der Welt schließen sich Menschen zusammen, die die Grenzen des Machbaren ausweiten wollen. Haben sie dabei einen Fokus auf Technik, bezeichnen Sie sich selbst als “Hacker” und “Haecksen”. Einer der frühen deutschen Computeraktivisten, Wau Holland prägte die Formulierung: «Ein Hacker ist jemand, der versucht einen Weg zu finden, wie man mit einer Kaffeemaschine Toast zubereiten kann» und das nicht, weil der Toaster kaputt ist.

Ihre Treffpunkte nennen diese Menschen Hackerspaces. Dabei ist ein Hackerspace ein „Clubraum“ für den kreativen Umgang mit Technik. Hier sind der Kreativität keinerlei Grenzen gesetzt, egal ob man sich nun aus einer Zahnbürste einen Roboter bastelt oder einfach die defekten Schrankgriffe mit Löffeln ersetzt. All das und noch viel mehr sind so genannte Hacks. Und da solche Sachen in der Gruppe immer noch mehr Spaß machen, gibt es den Hackerspace zum kreativen Austausch und gegenseitig inspirieren.

Die verschiedenen Menschen, die an diesen Orten wirken, machen Hackerspaces auch zu sozialen Experimenten. Denn …

1. Ein Hackerspace ist ein Raum, wo verschiedene Menschen auf einer 24/7-Basis an (digitalen) Projekten arbeiten können. Wo Lötkolben brutzeln und Kabel auf Platinen treffen, um Roboter zu erschaffen – also eine Werkstatt.

2. Ein Hackerspace ist ein Ort, wo sich Gruppen treffen können. Um dort zu lernen, sich auszutauschen, sich (digital) fortzubilden – also ein Platz des Lernens.

3. Es ist natürlich cool, einen Raum zu haben, der die beiden vorherigen Anliegen mit Infrastruktur wie Sofa, Getränke, Kochgelegenheit, etc. rund um die Uhr unterstützt und Platz für Neuigkeiten, Austausch und Geschichten bietet – also ein Treffpunkt.

 

Diese dreigeteilte Aufgabenstellung ist ein globales Erfolgsmodell. In der Liste von hackerspaces.org finden sich über 400 Ablegern zwischen Sydney, Kalkutta, Moskau und Fulda. In einigen Aspekten ähneln sich diese Räume sehr, andererseits sind sie auch sehr unterschiedlich.

Gleich ist, dass alle diese Räume durch die Nutzenden selbst verwaltet und organisiert werden. Alle haben den Schwerpunkt darauf, Dinge gemeinsam zu bearbeiten, zu erarbeiten und zu verändern.

Den Unterschied machen die Menschen, die den Hackerspace mit ihren Ideen, ihrer Begeisterung und finanziellem Einsatz formen. So ist kein Space wie der andere. Denn es gibt keinerlei festen Regeln und Vorgaben, wie man einen Space aufbaut. Die Menschen formen den Space.

Die Ideen, die in den Hackerspaces bearbeitet werden, sind sehr vielfältig. Viele Spaces beschäftigen sich mit Fragen der Nachhaltigkeit, Informationsfreiheit oder Datensicherheit und mit Fragen rund um die Ethik in der Technik. Vor allem Fragen zu den Berührungspunkten von Technik und Gesellschaft haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Hackerspaces sind zu Orten für alle Menschen geworden, die sich mit diesen Fragen beschäftigen.

Zu regelmäßigen Terminen bietet sich die Möglichkeit, ins mag.lab “hinein zu schnuppern”. Informationen hierzu und zu anderen aktuellen Veranstaltungen finden sich auf der Vereinshomepage: https://mag.lab.sh.

Das Logo des mag.lab

Das Logo des mag.lab

Dieser sonderbare Namen “Magrathea Laboratories – Creators of new Worlds” und seine Geschichte

«Viele Subkulturen pflegen eigene Codes und Mythen, die sie untereinander weiter geben. Unter den Nerds, Computerfreaks und Bastlern ist unter anderem die Geschichte von Douglas Adams “Per Anhalter durch die Galaxis” sehr weit verbreitet. Der Name “Magrathea Laboratories” und dessen Abkürzung “mag.lab” bezieht sich auch auf diese Geschichte. Dabei hat insbesondere die Ergänzung “Creators of new Worlds” schon öfter zu Verwirrung geführt. Dieser lässt einige Menschen sogleich an esoterischer Zirkel denken. Doch im Grunde ist es nur ein Insider, den sie mit einigen anderen Hackerspaces teilen. Kreativität und Humor spielen also in allen Bereichen eine große Rolle.

«Laut “Per Anhalter durch die Galaxis” war der alte Planet Magrathea einer der wohlhabendsten in der Galaxie. Seine Bewohner entwickelten eine neue Spezialindustrie: Die Konstruktion maßgeschneiderter Luxusplaneten. Diese Traumplaneten waren sündhaft teuer, sodass Magrathea bald zum reichsten Planeten aller Zeiten wurde und den Rest der Galaxie in die bittere Armut drängte. Während des großen galaktischen Börsencrashs begaben sich die Bewohner daher in einen Winterschlaf und warten seitdem auf wirtschaftliche Erholung, auf dass sie ihre Konstruktionsdienste erneut anbieten könnten. Doch Magrathea geriet langsam in Vergessenheit und in diesen aufgeklärten Tagen glaubt natürlich niemand mehr ein Wort von planetenbauenden Hyperraum-Ingenieuren.

Im Zuge des kollektiven Winterschlafs der magratheischen Bevölkerung kamen die Forscher der Magrathea Laboratories zu dem Konsens, dem Winterschlaf nicht weiter beizuwohnen und stattdessen ihre Forschungen weiter voran zu treiben. Daher entschieden sie sich, das Labor auf ihr bisheriges bio-algorithmisches Meisterstück, die Erde, zu verlegen. Das Labor befindet sich in der Mitte des alten Europa, in Fulda. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die ehemaligen Magratheans mehr und mehr wie die Ureinwohner der Erde. Heutzutage kann man sie nicht mehr unterscheiden. Nichts desto trotz bleiben die Magratheaner die Schöpfer neuer Welten.»