Hellas geht uns alle an! Ein Spendenaufruf

               Foto: Wolfgang Hautumm

Foto: Wolfgang Hautumm

Wie europäisch sind wir?

Für unsere 3. Ausgabe hatten wir von griechischen Mitbürgern in Fulda etwas über die Auswirkungen der Krise anhand von Berichten über Familienangehörige oder Freunde dort erfahren wollen. Leider ist uns dieses noch nicht gelungen. Als dann die Zeitung „Faktencheck Hellas“ (http://faktencheckhellas.org) auf unserem Redaktionstisch auftauchte, entschieden wir uns für die Beilage, mit der Unterstützung von der Attac Ortsgruppe Fudla. Warum? Weil Fulda in Europa liegt und auch Griechenland Europa ist.

Außerdem hat unsere Zeitung einen ehrenwnland Demokratie gelebt wurde. Die oft einseitige Berichterstattung über die Finanzkrise dort, die hauptsächlich von einer unfähigen Regierung und ihren angeblichen Unverschämtheiten spricht, lässt mehr oder weniger im Hintergrund verschwinden, was mit und in Griechenland wirklich passiert. Alexander Kritikos, Professor für Wirtschaftsforschung in Potsdam, schrieb in einem Gastkommentar der Fuldaer Zeitung Ende Mai, Griechenland befände sich im Würgegriff einer perspektivenlosen Partei; ein Ansatz, der gut ins Portfolio der FZ passt. Aber befindet sich Griechenland nicht eher im Würgegriff gnadenloser, machtgieriger Kreditgeber, allen voran dem internationalen Währungsfond, der von manchen mit der Materie Vertrauten auch schon mal als das “Inkassobüro der Superreichen dieser Welt“ bezeichnet wird. Dirk Müller, Mitarbeiter der Frankfurter Börse zeichnet z.B. in seinem Buch „Showdown, der Kampf um Europa und unser Geld“ genau dieses Bild vom IWF. Ein lesenswertes Buch übrigens, wenn vielleicht auch et- was zu aufwühlend für den Sommerurlaub!

Ist Griechenland zum Schauplatz einer Entwicklung geworden, die der amerikanische Investor und Multimilliardär Warren Buffet vor einiger Zeit in einem Interview mit der New York Times wie folgt beschrieben hat? Auf die Frage, was er für den größten Konflikt der heutigen Zeit halte, antwortete Buffet: „Das liegt doch auf der Hand; es ist der Krieg Reich gegen Arm. Wir, die Reichen, haben ihn begonnen und wir werden in gewinnen!“

Liebe Leser, erinnern Sie sich an unser „Playgidaquartett“ aus der letzten Ausgabe? Vielleicht verändert sich nach der Lektüre unserer Beilage „Faktencheck Hellas“ der Stammtischfaktor unserer Quartettkarte „fauler Grieche“ ein wenig und vielleicht auch das Niveau der Gespräche über Griechenland. Griechenland braucht Hilfe und keine hämischen Beobachter eines hässlichen Monopoly-Spiels!

Spendenaufruf und einige Fakten

von Dr. phil. Wolfgang Hautumm und Dr. phil. Christoph Quarch:

Griechenland hat ca. 10,5 Millionen Einwohner, davon leben die Hälfte in den Städten Athen, Piräus, Thessaloniki und Patras.

BIP (2011): 303 Milliarden USD BIP (2013): 242 Milliarden USD (Zum Vergleich: Einwohner Hessen: 6 Millionen, BIP Hessen (2014): 285 Milliarden USD)

Arbeitslosigkeit ca. 25 % Jugendarbeitslosigkeit ca. 60 % Zur Zeit ohne Krankenversicherung: ca. 50 % der Bevölkerung

Das öffentliche Gesundheitswesen in Griechenland ist durch die Maßnahmen der Austeritätspolitik kollabiert. Das Recht auf freie und offen zugängliche medizinische Versorgung ist für den größten Teil der Bevölkerung abgeschafft. Menschen ohne Krankenversicherung müssen die kompletten Kosten für ihre medizinische Versorgung, Arzneimittel und Untersuchungen selbst zahlen. Von 185 Krankenhäusern im Land sind rund 100 geschlossen oder stark eingeschränkt in ihrer Arbeit. Viele Ärzte behandeln ihre Patienten inzwischen kostenlos.

Es gibt Hunger, vor allem in den Städten. Tausende strömen in die Armenküchen oder sind auf Unterstützung durch ihre Angehörigen auf dem Land angewiesen. Menschen in extremer Armut: 11%, Menschen unter der Armuts- grenze: 34 %, unterernährte Schulkinder: 700.000, mehr als 6.000 Menschen töteten sich selbst in der letzten Zeit wegen zu hoher Verschuldung

Laut Versicherungsträger IKA beziehen rund drei Viertel der griechischen Rentner monatliche Rentenzahlungen von maximal 800 Euro. Zur Zeit beträgt das Renteneintrittsalter 65 Jahre, und die Durchschnittsrente 665 €.

45% der griechischen Rentner beziehen eine Rente unterhalb der Armutsgrenze. Trotzdem fordern die Gläubiger erneut Rentenkürzungen und höhere Altersgrenzen. Das griechische Preisniveau entspricht in etwa dem deutschen. Etliche Lebensmittel sind teurer, andere billiger. Benzin kostet 1,60 (Juni 2015), ein Kilo Tomaten 4,50 €. Gastronomie und öffentliche Verkehrsmittel sind billiger als in Deutschland.

Griechenland hat derzeit außerdem große Schwierigkeiten mit der Versorgung der zahlreich ins Land strömenden Flüchtlinge. 2011 kamen 55.000 Flüchtlinge alleine über die griechisch-türkische Landgrenze in die EU. Die griechischen Behörden erstversorgen die Asylanten. Viele leben in illegalen Zeltlagern meist in der Nähe der Großstädte, wo sie Arbeit suchen. Viele Bürgerinitiativen und Kirchengemeinden helfen bei der Versorgung, können aber bei weitem den Bedarf nicht decken. Zur Zeit kommen täglich auf vielen grenz- nahen Inseln weitere Tausende ins Land, allein auf Lesbos sind es an manchen Tagen 500 – 800 Ver- zweifelte, die in die EU wollen. Die griechische Regierung forderte wiederholt Unterstützung bei der Bewältigung dieser menschlichen Tragödie. Das Interesse von Seiten nicht betroffener EU-Staaten, sich der europäischen Flüchtlingsproblematik zu stellen, ist allerdings gering; statt dessen wird immer wieder Kritik laut, Griechenland versorge die Flüchtlinge nicht richtig.

Die Griechen, die in Not geraten sind, sind nicht dieselben, die durch schlechte Politik ihr Land geplündert haben. Es sind normale, einfache Menschen, die sich von ihrer neuen Regierung eine überfällige neue politische Kultur in ihrem Land versprechen. Als Europäer und vor allem als Deutsche sollten wir ihnen helfen. Spenden Sie für Menschen in Not in Griechenland! Alle Informationen auch unter: http://wir-helfen-hellas.de

Spendenkonto

Dr. Christoph Quarch – Wir helfen Hellas (der Zusatz ist möglichst mit anzugeben) IBAN DE19530501800047428016 SWIFT/BIC HELADEF1FDS

Wir, Dr. Wolfgang Hautumm und Dr. Christoph Quarch, garantieren, dass jeder gespendete Euro ohne Abzug hilfsbedürftigen, in Not geratenen Menschen in Griechen- land zugute kommen wird. Während meiner nächsten Griechenlandreise im September 2015 nach Lesbos werden wir die ersten gesammelten Gelder verteilen. Wir werden Bedürftige vor Ort aufsuchen und die Gelder übergeben. Mitreisende sind willkommen. Für Spenden über 100,- € erhalten Sie als kleines Dankeschön von uns ein Buch (Wolfgang Hautumm – Mein Griechenland oder Christoph Quarch – Das große Ja) oder eine Flasche 0,5 l Sappho-Olivenöl aus Lesbos, bio-zertifiziert (nur gegen Abholung).