Was bleibt vom Danni?

Was bleibt vom Danni?

Vorneweg zwei Fakten, die medial keine große Aufmerksamkeit in der Berichterstattung zum “Danni” erhalten haben:
Die Rodungen des Maulbacher-, des Dannenröder- und des Herrenwaldes wurden vom Bundesverwaltungsgericht zwar genehmigt und basieren auf rechtlicher Grundlage. Aber es wurde selbst von Seiten des Gerichtes beanstandet, dass die Wasseruntersuchungen auf einem zu alten Stand seien. Eine Überarbeitung wäre dringend nötig. Sie beruhen auf einer Risikoanalyse, nicht einmal eines Gutachtens, der durchführenden Baugesellschaft Deges aus dem Jahr 2006.

Deren Aktualisierung im Jahr 2019 zwar vorgenommen, aber überwiegend unbeachtet blieben. In den Jahren 2018 und 2020 wurde in Hessen der Trinkwassernotstand ausgerufen. Der Dannenröder Wald ist ein mehrere Hundert Jahre alter Mischwald, der an mehr als 550.000 Menschen in Hessen Trinkwasser liefert.

Diese essentiellen Fakten und auch, dass Ausgleichsflächen in vergleichbarer Dimension und Güte gar nicht umsetzbar sind, werden schlichtweg von den verantwortlichen Regierungskreisen ausgeklammert.

Viele Aktivisten.innen sind überzeugt: „Der Danni bleibt Inspiration, bleibt Hoffnung, ein wichtiges und klares Symbol aufkeimenden Protests gegen verfehlte Klimaschutzziele und für den Erhalt von Ökosystemen.“

Die Aktivisten und Polizisten tragen in Dannenrod stellvertretend einen Konflikt aus. Dieser muss eigentlich auf politischer Ebene und Bühne geführt werden. Die Rodungen, die vor allem den beiden CDU-Parteispenden zahlenden Konzernen Ferrero und Fritz Winter in Stadtallendorf dienen, gilt es klar in Frage zu stellen angesichts des de facto immer näher rückenden Point-of-no-Return des derzeit unaufhaltsam voranschreitenden Klimawandels.
Scheinbar vergeblich haben die Aktivisten gekämpft. Sie hofften und warteten auf ein Einlenken vor allem der ökologischen Parteien, bis auf die Fraktion der Linken vergeblich. Sie haben alles versucht, die Rodungen mit Formen des zivilen Ungehorsams aufzuhalten, oder doch wenigstens ein Moratorium zu erwirken.

Unterschriften an das hessische Verkehrsministerium

225.000 Unterschriften von Bürgern wurden Anfang November von Greenpeace, Campact und dem BUND an Tarek Al-Wazir im Hessischen Verkehrsministerium überreicht – und fanden kein Gehör.

Danni
Die Möglichkeiten, ein Moratorium zu erwirken, waren und sind allerdings noch immer nicht ausgeschöpft – auch wenn nach wie vor versucht wird, die Verantwortung auf Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer abzuwälzen.
Dieser Bundesverkehrsminister wird am 01.01.2021 mit der Gründung einer neuen Autobahn-GmbH und horrenden Honoraren für zukünftige Mitarbeiter – laut Tagesspiegel – mehr als 400 Millionen Euro verbrennen und bis 2025 dadurch eine Finanzierungslücke von insgesamt 2,7 Milliarden Euro vorweisen.

Zurück zur Frage: Was bleibt vom Danni?

Der politische Kampf der Aktivisten von WaldStattAsphalt geht auch im Danni weiter, da die Rodung der Trasse erst der Anfang war.
27 Hektar Waldzerstörung auf der geplanten Trasse sind allerdings vollzogen. Was aber verschwiegen wird: Für die Autobahn benötigt das Unternehmen der Deges nicht nur die Trasse, es müssen zusätzlich noch die Flächen für Arbeitsstraßen gerodet werden. Hier bezieht das Unternehmen Deges über den Umfang keine Stellung und gewährt bisher keinen Einblick in die Unterlagen..

Laut Wulf Hahn, dem Geschäftsführer des Verkehrs- und Umweltplanungsbüros RegioConsult und von dem Unternehmen Deges nicht ausgeschlossen, kommt es längerfristig entlang der Trasse durch Einwirkung von Sonnenbrand längerfristig zu einem weiteren Waldschaden von etwa 90 Hektar.
Außerdem muss der Bundesverkehrswegeplan unbedingt kritisch hinterfragt werden. Sind für das kommende Jahrzehnt 850 km neu geplante Autobahnen in Zeiten der Klimakrise noch zu vertreten? Das Bewusstsein für ein radikales Umsteuern, nicht nur in der Verkehrspolitik, wächst jedenfalls von Tag zu Tag. „Die Baumhausdörfer sind zwar weg und natürlich ist es traurig, dass unser Zuhause abgerissen wurde. Aber wir sind fest entschlossen, den Kampf gegen die A 49 und für die Verkehrswende weiterzuführen. Der Dannenröder Forst ist zum Initial geworden und jede geplante Autobahn wird jetzt weitere Proteste hervorrufen.“

Ein Gastbeitrag von David Gröbner


Tipp der Redaktion:

Zum Thema unbedingt zu empfehlen ist ein sehr aktuelles, inspirierendes und hochbrisantes Buch zum Weg aus der Klimakrise; es stammt von dem Salzburger Professor Christian Zeller. Er lehrt Wirtschaftsgeographie und Global Studies an der Universität Salzburg und setzt sich für eine transnationale ökosozialistische Bewegung von unten ein. Es ist nicht 11:55 Uhr, sondern es ist 12:00 Uhr. Die Klimakatastrophe findet statt. Die Treibhausgasemissionen nehmen weiterhin zu und die Erde erhitzt sich. Millionen von Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Die Menschheit befindet sich in einem beängstigenden Rennen gegen die Zeit. Die Regierungen und die großen Konzerne weigern sich, wirksam gegen die Bedrohungen zu handeln. Profite und Wettbewerbsfähigkeit gehen vor. Umwelt-, Gesundheits- und Wirtschaftskrisen verdichten sich.

Christian Zeller macht deutlich, warum wir eine Revolution für das Klima und das Leben der Menschen brauchen und wie diese aussehen kann. Die Produktion, der Verkehr und das Finanzsystem sind grundlegend umzubauen. Die gesellschaftliche Infrastruktur – Gesundheit, Pflege, Sorge und Bildung – sind auszubauen. Hierfür braucht es eine gemeinsame und riesige gesellschaftliche Mobilisierung. Zellers Buch zeigt den Weg in Richtung einer Gesellschaft, die weniger und anders produziert, gerecht teilt und in der die Menschen gemeinsam entscheiden. Das ist eine ökosozialistische Gesellschaft.


Die Geschichte einer Eiche

Ein Gastbeitrag von ‚Maulwurf‘

„Die Geschichte einer Eiche“ – warum dieses Gedicht?

Ich habe dieses Gedicht geschrieben, weil die entwürdigende und lebensverachtende Art und Weise, mit der sämtliche Lebewesen zur heutigen Zeit behandelt werden, zu nichts außer Zerstörung, Gewalt und Leid führt. Ich habe mich, um dieses Gedicht schreiben zu können, sehr intensiv über die Eiche als Baum informiert, da im Dannenröder Forst überwiegend Buchen und Eichen wachsen. Der Dannenröder Forst ist ein schützenswertes Biotop, deshalb empfinde ich seine Erhaltung als besonders wichtig. Außerdem steht er exemplarisch für alle anderen Lebensräume, die aus unzeitgemäßen, undurchdachten und egoistischen Gründen derzeit dem Kapitalismus zum Opfer fallen.
Das Gedicht ist die Lebensgeschichte einer Eiche von ihrer Entstehung bis zur Rodung des Waldes. Die Erzählung des Baums soll auf die Bedürfnisse der Natur und auf die Wichtigkeit hinweisen, dass funktionierende Ökosysteme erhalten bleiben. Durch die vermenschlichte Erzählung hoffe ich auf mehr Mitgefühl und Verständnis bei den Lesern, letztendlich auf mehr Achtsamkeit. Kurz und knapp: Wir Menschen sollten uns nicht mehr als getrennt von der Umwelt empfinden, sondern die Umwelt sollte uns zur Mitwelt werden.

Die Geschichte einer Eiche

Es begann an einem Frühlingstag Der Vorgang war sehr unscheinbar Sodass sich kaum jemand erinnern mag Obwohl es ein kleines Wunder war

Einige Zeit verging
Bis ich im Herbst anfing
Zu wachsen und stärker zu werden,
und so Fiel ich schließlich hinab zu Erden

Zu diesem Zeitpunkt war alles da
Was ich später noch brauchen würde
Geduldig wartete ich und sah

Ich war fast bereit für die nächste Hürde

Ich lag also da für einige Zeit
Dann wurde es wärmer und ich war bereit
Ich war durstig und trank eine Menge, nun denn
Es wurde mirin meiner Haut zu eng

Ich wusste ich musste nun größer werden
Und grub meine Füße tief in die Erde
Dann streckte ich mich kräftig nach oben
Und erhob mich ein Stückchen vom Boden

Der Platz gefiel mir an dem ich war
Doch war ich noch lange nicht außer Gefahr
Drum hielt ich mich stärker am Boden fest
Weil sich jemand wie ich keine Angst machen lässt

So wuchs ich weiter, hoch hinaus
Und streckte mich in alle Richtungen aus
So ging das von Jahr zu Jahr langsamer zwar
Doch stetig, so dass ich bald riesig war

Aber glaubt nicht, dass alles ein Kinderspiel war
Ein kleiner Kampf war es, Tag für Tag

An manchen da schwitzte ich, es war so warm
Und Wasser fehlte, bis Regen kam

An anderen schien die Sonne fast nicht
Das war fürchterlich, denn ich liebe das Licht
Noch andere Witterung musst ich ertragen
Deren Grausamkeit so manch andre erlagen

Und ich habe zwar eine dicke Haut
Die mich jedoch nicht vor allem schützt
Weshalb es mir vor Verletzungen graut
denn wehren kann ich mich leider nicht

viele Jahre ist meine Geburt nun schon her
doch das Leben war seitdem nicht weniger schwer
200 Jahre bin ich nun schon hier

Und will noch lang bleiben, das sag ich dir!

Ich bin sehr alt und habe schon viel gesehen
Doch kann ich so manche Tat nicht verstehen
Rücksichtnahme hat fast niemand im Blick
Und Respekt vor dem Leben weicht Egozentrik

Ich habe zuletzt sehr viele gesehen
Die starben und jetzt nicht mehr vor mir stehen
Ein Tod durch Maschinen, laut und stark
Denen so mancher Baum erlag

Doch wollen wir Pflanzen noch lange bleiben
Und nicht einen unnützen Tod erleiden
Wir können zum Teil über 1000 werden
Lebende Monumente auf Erden

Zeitzeuge sind wir, die Lebensraum schenken
Und die Luft reinigen, die ihr atmet

Die Fäden,an dem eure Leben hängen
Merkt ihr nicht, wie ihr euch selbst verratet?

Verrat an der Zukunft, den eigenen Kindern
Die auch saubre Luft und Wasser brauchen
Ihr braucht keine Ausreden mehr erfinden
Die könnt ihr getrost in der Pfeife rauchen

Und wer jetzt wirklich immer noch denkt
„Das sind doch nur Pflanzen“ ist wirklich beschränkt
Bitte schützt die Umwelt und jedes Leben

Denn ohne die Vielfalt wird’s auch euch nicht mehr geben!

-Maulwurf