Letzter Akt: L14 zieht um

Letzter Akt: L14 zieht um

Mit einer Menschenkette wird die BI L14 als „Letzten Akt“ den symbolischen Umzug in die Interimslösung Lindenstrasse 2 als öffentliche Aktion gestalten. Durch diese Mischung aus Happening und friedensbewegter Protestform wird schweren Herzens die Langebrückenstrasse 14 von den Initiativen verlassen und damit dem Abriss freigegeben.

Am Samstag, den 3. März zur symbolträchtigen Uhrzeit 14.02 Uhr startet der erste Karton seine Reise über Hinterburg, Domplatz und Stadtschloss – so denn die Menschenkette gelingt. Bis dahin wird der Großteil bereits aus dem altehrwürdigen Fabrikgebäude transportiert sein, spätestens nachdem am letzten Februarwochenende die Abschiedsvorstellung des Kino35 und die groß angekündigte Abriss-
party „L14 – Grande Finale“ stattgefunden haben. Unterdessen wird in der Lindenstrasse 2 gestrichen, gebaut und umgestaltet, damit die Initiativenarbeit im Laufe des Frühjahrs weitergehen kann. Der neue Standort, von den beteiligten Initiativen als „L14zwo“ getauft, wird für die geplante Übergangszeit von etwa zwei Jahren bezogen. So lange vermietet der Besitzer das ehemalige Kammandel-Gebäude an das Jugendwerk der AWO, bevor er die Räume zu Wohnraum umbauen lässt.

Ein Wermutstropfen ist die zwischenzeitliche Trennung der Initiativen, da die Räumlichkeiten in der Lindenstrasse für Kinovorstellungen wegen der Raumhöhe ungeeignet sind. Das Kino35 wird zum Stand des Redaktionsschlusses übergangsweise deshalb die ehemalige Moschee in der Ohmstrasse beziehen und vermutlich ab Mai den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Das YouRoPa-Vereinsheim Underground dagegen kann bis auf Weiteres in der L14 bleiben, da das vermutliche Fünffensterhaus aus dem 17. Jahrhundert noch nicht zum ersten Abrisskomplex gehört. Langfristig wird aber wohl auch das

Underground umsiedeln müssen. Wie lange der Aufschub durch die Investoren Burg & Geisendörfer gilt, ist derzeit aber ungewiss. In der Zwischenzeit ist die Stadt gefragt, die eigener Aussage nach gegenwärtig eine „Machbarkeitsstudie“ erstellen lässt. Hierin soll die Planung für den Umbau eines Teils des Betriebsamtes – als langfristiger Standort und gefördert durch das Stadtumbauprogramm – für die freie Soziokultur umgesetzt werden.

Die BI L14 beobachtet diesen Planungsprozess allerdings noch mit erheblicher Skepsis, wie aus ihren Reihen zu erfahren ist. Zu oft, so der Tenor, wurden Vorstellungen und Versprechen seitens OB und Stadtbaurat gemacht, die sich kurz darauf wieder änderten. Dass das Betriebsamt als Zukunftsperspektive nicht aus dem Blick gerät, ist einer der BI-Schwerpunkte für die nächsten Jahre, die ihre erfolgreiche Arbeit definitiv weiterführen will. Auch die Diskussion um das Bodendenkmal des „Vonderau-Parks“ wird intensiv beobachtet (zum Hintergrund siehe auch den Artikel in dieser Ausgabe). Den Prozess um die L14 sieht die BI noch längst nicht als abgeschlossen an.

In die Lindenstrasse ziehen unterdessen alle Initiativen außer Kino35 und Underground ein. Der vorhandene Platz reicht von den AWO-Projekten ErneuerBar und Siebdruckwerkstatt mit dem Jugendwerksbüro bis zu den in der L14 ansässigen Nähbar und Kleidertausch, der Gelben Rübe, den Werkstätten und Ateliers bis zum Veranstaltungsraum des Café Panama.

Welche Veranstaltungen aber in welcher Lautstärke dort möglich sind, muss erst noch geprüft werden. Bedauert wird von allen Seiten das Fehlen eines Hofes als Gestaltungs- und Aktionsfläche. Gerade die Hinterhoflage der Langebrückenstrasse und ihre Abschirmung zum Strassenverkehr hat nicht unerheblich zum soziokulturellen Inselcharakter der L14 beigetragen. Als Ergänzung zum bisherigen Angebot wird der KÖK (Gemeinnütziger Förderverein für Kultur, Ökologie und Kommunikation) erstmals seit den 90er Jahren wieder eine Projektwerkstatt betreiben können. Alle anderen Angebote werden auch in der L14zwo fortgeführt werden. So treffen sich auch weiter Trommelsession, Küche für Alle (KüfA) und Food-Sharing sowie diverse andere Gruppen, die in der L14 eine Heimat gefunden haben. Die AGORA wird den Verlauf und die Planungen mit großer Aufmerksamkeit verfolgen und darüber berichten!