Verkehrswende zur Kommunalwahl 2021

 

Mobilität in Fulda – enkeltauglich und gerüstet für das 21. Jahrhundert

Öffentlicher Nahverkehr

Unser Ziel: Den öffentliche Nahverkehr in Fulda und um Fulda herum wollen wir – gemeinsam mit anderen Trägern – so umgestalten, dass Menschen ihre Autos nicht nur immer öfter stehen lassen, sondern sie sogar abschaffen können, weil sie Fahrzeuge, die mehr herumstehen als fahren, gar nicht mehr brauchen.

Tagsüber wird in Fulda niemand mehr länger als 15 Minuten auf den Bus warten müssen. In den Randgebieten wird es ein dichtes Netz von untereinander vernetzten Rufbussen geben, auf die man nicht länger als 30 Minuten warten muss. In jedem Stadtteil oder Dorf lassen sich Rufbusse auch von einer fest installierten zentralen Rufsäule, ohne Nutzung eines Handys, anfordern. Rufbusse können außerdem durch Handzeichen auch außerhalb von festen Haltestellen gerufen werden.

Die Bedienzeiten wollen wir ausweiten, damit möglich wird, von fünf bis null Uhr mit dem Bus von A nach B zu kommen. Auch in den Randzeiten fahren die Busse mindestens halbstündig und sind auf die für den Pendlerverkehr wichtigen Bahnverbindungen abgestimmt. Wir setzen uns dafür ein, dass dies in Abstimmung mit unseren direkten Nachbargemeinden auch über die Ortsgrenzen hinaus umgesetzt wird.

Schritt für Schritt setzen wir einen kostenfreien Nahverkehr um. Wir beginnen mit der Einführung eines Sozialtickets für Menschen mit geringem Einkommen in Form von Monats- oder Einzelticktes zum halben Preis der regulären Fahrkarten. Montags bis freitags ab 19 Uhr und an Wochenenden und Feiertagen können eine weitere Person und alle zum Haushalt gehörenden Kinder unter 18 Jahren mitgenommen werden.

Außerdem werden wir darauf hinwirken, dass weitere Bahn-Haltestellen im bestehenden Schienennetz im Fuldaer Stadtgebiet eingerichtet werden. Dies wäre beispielsweise an der Hochschule, in Horas, in Bronzell, am Industriegebiet West, an den Kaiserwiesen und in Maberzell sinnvoll. Um Fahrtzeiten im öffentlichen Nahverkehr zu verringern, möchten wir in Fulda mittelfristig auch Straßenbahnverbindungen einrichten.

Lebenswerte Innenstadt – auch für alle, die zu Fuß gehen

Wir arbeiten auf eine komplett autofreie Innenstadt ohne Platzverbrauch durch straßenbegleitende Parkplätze hin. Dies wird aber erst umsetzbar sein, wenn auch alle, die im Umland wohnen, am liebsten mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Fulda kommen. Noch in dieser Legislaturperiode beginnen wir aber damit, das Barockviertel und den gesamten Bereich der historischen Altstadt ganz der nachhaltigen Mobilität zu widmen und den Straßenraum den Menschen zurückzugeben.

Das Barockviertel wird für den motorisierten Individualverkehr gesperrt, so dass nur noch Anwohnende und Menschen mit Schwerbehinderung Zufahrt haben und die Parkhäuser in jeweils einer Richtung angefahren und wieder verlassen werden können. Wenn sich später der attraktive Nahverkehr im Umland und in Fulda und den Nachbargemeinden durchgesetzt hat, werden Parkhäuser nur noch für das Anwohnerparken zur Verfügung stehen.

Über die Innenstadt verteilt werden öffentlich zugängliche kostenlose Schließfächer eingerichtet, in denen Einkäufe bis zu zwölf Stunden lang zwischengelagert werden können. Zusätzlich möchten wir einen Bringdienst der Stadt Fulda einrichten, der Fuldaer Bürger_innen zweimal wöchentlich vorher selbst ausgesuchte Einkäufe nach Hause bringt. Menschen, denen der Transport ihrer Einkäufe schwerfällt, wird so das Einkaufserlebnis vor Ort ermöglicht; gleichzeitig wird der lokale Einzelhandel unterstützt.

Wir möchten außerdem dafür sorgen, dass Zu-Fuß-Gehen überall in Fulda zum Vergnügen wird. Deshalb werden wir das Parken auf Fußwegen einschränken, um mehr Platz zum Laufen zu schaffen. Wir werden Bürgersteige einrichten, wo sie fehlen – wie etwa in Bahnhofsnähe. Wo es möglich ist, wollen wir außerdem Fußgängerüberwege mit Ampeln durch Zebrastreifen ersetzen. Besonders vordringlich ist dies in der Bahnhofstraße, wo die Fußgängerzone heute leider noch von stark befahrenen Straßen durchtrennt wird.

Besonders an breiten, vierspurigen Straßen sollen längere Grünphasen für Zu-Fuß-Gehende auch langsamer laufenden Menschen ein Überqueren der Straße in einem Zug ermöglichen. Die Wartezeit zwischen den Phasen soll dagegen kürzer werden. Überall dort, wo an Kreuzungen nur an einer Seite Überwege geschaffen wurden, wollen wir einen zweiten Übergang einrichten. Hürden, die beim zu Fuß gehen zu Umwegen zwingen, werden wir beseitigen oder umgestalten (z. B. Am Kleegarten, Zieherser Weg, Gerloser Weg).

Endlich sicheres und zügiges Fahren für Fahrradfahrende ermöglichen

Wir arbeiten darauf hin, dass bis zum Jahr 2027 mindestens 30 Prozent aller Wege in Fulda mit dem Rad zurückgelegt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir unter an- derem folgende Maßnahmen umsetzen:

Wir richten innerhalb von drei Jahren zwei City-Routen ein. Diese sind Radverkehrsverbindungen, die allen Altersgruppen ein zügiges und sicheres Durchfahren und ein leichtes Erreichen von Zielen ermöglichen. Eine Route verbindet die Hochschule über den Bahnhof mit den Fuldaauen; die andere verbindet den Stadtteil Frauenberg mit dem Stadtteil Kohlhaus. Diese Verbindungen zeichnen sich aus durch auffällige und klare Markierung und Beschilderung, gute Sichtbeziehungen, sichere Überquerung größerer Straßen, eine minimierte Anzahl von Stellen, wo angehalten werden muss, und die Eliminierung von Hindernissen jeder Art.

Wir wollen zudem an allen Hauptstraßen mit einer Regelgeschwindigkeit von mehr als 30 km/h neue Radverkehrsanlagen schaffen und dabei immer mindestens zwei Knotenpunkte lückenlos verbinden. Die rot eingefärbten Radwege werden vom Fußverkehr baulich getrennt, liegen auf Fahrbahnniveau und werden mit einem sicheren, markierten Abstand von parkenden Fahrzeugen geführt. Gleichzeitig möchten wir jährlich drei Kilometer Nebenstraßen fahrradfreundlich umgestalten – beispielsweise durch die Einrichtung von Fahrradstraßen, von für den Radverkehr in beide Richtungen geöffnete Einbahnstraßen oder ähnliches. Dabei werden wir Straßen an Schulen oder Kitas und Straßen mit hohem Radverkehrsanteil bevorzug bearbeiten.

Zudem werden wir zwei Kreuzungen pro Jahr so umgestalten, dass sie für Zu-Fuß-Gehende und Radfahrende sicher und komfortabel sind. Dazu gehören gute Sichtbeziehungen, getrennte oder vorgezogene Ampelphasen und eigene Aufstellflächen für Radfahrende und die Möglichkeit des indirekten Abbiegens auf eigenen Spuren. Wir sorgen dafür, dass nach jedem schweren Unfall mit Beteiligung von Zu-Fuß-Gehenden oder Radfahrenden ein Sicherheitsaudit durchgeführt und entsprechende Gefahrenpunkte bevorzugt umgestaltet werden.

Zu einem attraktiven Umfeld fürs Radfahren gehören auch Abstellplätze. Wir werden 300 zusätzliche Abstellplätze pro Jahr errichten, wobei wir darauf achten werden, dass dafür keine Flächen für den Fußverkehr verloren gehen. Die Abstellplätze sind diebstahlsicher, zu 25 Prozent überdacht, teils mit Lademöglichkeiten für Pedelecs und E-Bikes und besonders an Haltestellen des ÖPNV zu errichten. Wer in Fulda wohnt, erhält auf Antrag und eigene Kosten die Möglichkeit, Abstellanlagen wie Fahrradcontainer im öffentlichen Raum aufzustellen.

Alle umgesetzten Maßnahmen setzen den Stand der Technik um und halten sich an die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen. Wir setzen Radverkehrsanlagen mit den Mindestbreiten um und verzichten in keinem Fall auf Sicherheitstrennstreifen. Wo bei bestehenden Radverkehrsanlagen Sicherheitstrennstreifen fehlen, werden diese umgestaltet. Wo dies nicht möglich ist, schaffen wir Bereiche mit Shared Space, auf dem sich verschiedene Verkehrsarten den Raum teilen und schwächere Teilnehmende Vorrang genießen.

Gleichzeitig werden wir offensiv für den Radverkehr werben. Schwerpunkte sollen gezielte Aktionen und Kooperationen mit Kitas und Schulen sein. Auch das betriebliche Mobilitätsmanagement wird einbezogen. Dazu gehört auch die Förderung von Lastenfahrrädern. Alle Verbesserungen im Bereich Radverkehr werden prominent in digitalen und Printmedien veröffentlicht.

Logistik in und um Fulda

Wir wollen uns außerdem auch vehement überregional dafür einsetzen, dass es wieder sinnvoll wird, Waren wieder stärker auf der Schiene nach Fulda zu transportieren. Fulda besitzt ein innenstadtnahes Industriegebiet, das in Schienennähe liegt. Warentransport auf der Schiene kann die in manchen Straßen große Belastung durch Lkws stark reduzieren. Damit dies umgesetzt und Waren von Zügen auf Transporter für die lokale Verteilung umgeladen werden können, muss in Fulda ein Güterumschlagsterminal eingerichtet werden.

Zubringerlogistik zum Einzelhandel oder zu einzelnen Haushalten soll dagegen verstärkt mit E-Transportern und Lastenrädern und damit abgasfrei erfolgen. Wir planen, kleine Gewerbe bei der Anschaffung von Lastenrädern zu unterstützen.