Windpark Eichenzell und darüber hinaus
Bei der Energiewende geht es bekanntlich auch um Marktanteile der Stromproduzenten. Die vier Energieriesen (Eon, RWE, Vattenfall und EnBW) hatten sich bis vor ein paar Jahren den Energiemarkt praktisch untereinander aufgeteilt. Die Vorstöße von Stadtwerken und später auch von Privatpersonen und Genossenschaften wurde bis vor kurzen von ihnen belächelt. Doch der Wind hat sich gedreht und Deutschland hat sich auf den Weg gemacht, von einer zentralistischen fossilen zu einer dezentralen erneuerbaren Energiegewinnung. Und zwar unerwartet schnell, so dass sich die Bundesregierung nun gezwungen sieht, die Verschiebung der Marktanteile hin zu vielen mittelständischen Unternehmen, Stadtwerken, Genossenschaften und Privatpersonen zu verlangsamen. Deshalb gab es in diesem Jahr eine Novellierung des EEGs (Erneuerbare-Energien-Gesetz), die vorsieht, dass z.B. auch die Vergütung von Strom, der durch Windkraftanlagen erzeugt wird, in den nächsten Jahren reduziert wird. Außerdem wird es in Zukunft für kleinere Projektierer schwieriger werden, neue Projekte zu erhalten, da sich die Ausschreibungsverfahren zugunsten großer Unternehmen verändern werden. Dies ist deshalb für den Fall des geplanten Windkraftparks in Eichenzell wichtig, da der Hauptprojektiererin, der SynEnergie (eine Tochterfirma der Rhön Energie) die Zeit davon läuft. Für die Planung der drei Windkrafträder auf Eichenzeller Gebiet hat das Unternehmen bis jetzt etwa eine viertel Million Euro ausgegeben. Der angeschlagene Mutterkonzern drängt darauf, diese Planungen entweder in ein tatsächliches Projekt weiterzuentwickeln oder aber gewinnbringend an ein anderes Unternehmen zu veräußern.
Nun muss man auch wissen, dass die SynEnergie sich mit der Region Osthessen verbunden fühlt und in dem Windpark am Burkhardser Kopf eine Chance sieht, gemeinsam mit möglichst vielen Bürgern vor Ort einen lokalen Wertschöpfungskreislauf aufzubauen. Zusammen mit der Energiegenossenschaft Eichenzell wurde deshalb ein Vertrag eingegangen, der in Fachkreisen deutschlandweit auf Interesse stößt. Denn oft kommen Planer und Bauunternehmer aus anderen Regionen und geben nur in geringem Maße die Anteile an lokale Genossenschaften ab. Würde das Projekt zustande kommen, würden also mehr Leistungen aus der Region kommen und mögliche Gewinne in der Region bleiben, als anderen Ortes.
Es war bis jetzt geplant, dass die SynEnergie im 1. Quartal 2015 das Genehmigungsverfahren für die möglichen Windkraftanlagen im Bereich des Burkhardser Kopfes einleitet. Ziel ist die Genehmigung der Anlagen bis Ende 2015 und damit anschließend ein Baubeginn und Inbetriebnahme Ende 2016. Doch der SynEnergie ist es wichtig, die Rückendeckung der Gemeinde zu haben. Zum einen, weil der Landkreis Fulda Miteigentümer des Mutterkonzerns ist. Zum anderen würde man beim Bau der Anlagen Wege der Gemeinde Eichenzell benutzen müssen. Eine gerichtliche Auseinandersetzung diesbezüglich und fehlende Unterstützung aus den Gremien der Gemeinde möchte das Unternehmen tunlichst vermeiden.
Die Fraktionen der Gemeinde tun sich dabei schwer, eine bekennende oder ablehnenden Stellungnahme zum Windpark zu geben. Bürgermeister Kolb und der Gemeindevorstand werden der Gemeindevertretung keine Empfehlung abgeben.
Der Bürgerwindpark wird am 18.12.14 oder spätestens am 29.1.15 auf der Tagesordnung der Sitzung der Gemeindevertretung stehen. Spätestens dann wird man wissen, welchen Verlauf das Projekt in Eichenzell nehmen wird. Namentlich die Menschen in der Region selbst, oder eben externe Gesellschaften.