Im Schatten des Shredder

Von Ines Korlev

Eine neue Schreckschruwe spukt durch Eichenzell: Shredder!

Sollte der Heldenmut der Ninja Turtels umsonst gewesen sein? Dem Erzbösewicht, der einst in Manhattan unter seinem bürgerlichen Namen Oroku Saki zu zweifelhaftem Ruhm gelangte, scheint tatsächlich eine erneute Mutation gelungen. Als schreckliches Maschinenwesen tyrannisiert Shredder nun das idyllische Örtchen an der Fulda. Unersättlich frisst er Schutt und Müll, zermalmt, was ihm ins Maul geworfen wird, macht ungeheuren Krach und spuckt giftigen Feinstaub in die Umgebung.

Nun, so etwas sollte uns nicht weiter beunruhigen. Daran sind wir als Bewohner einer Industrienation doch seit vielen Jahrzehnten gewöhnt. Leider. Doch Vorsicht! Shredder hat gefährliche Verbündete um sich geschart. Es ist ihm gelungen, eine Truppe in seinen Bann zu ziehen, die sich schon im Kampf gegen die bösen Windräder verdient gemacht hat. Unter ihrem subversiven Decknamen Naturschützer haben sie es verstanden, der Bevölkerung Angst vor Infraschall einzureden und sie damit zum Widerstand gegen den Windkraft-Clan anzustacheln, der angeblich die Menschheit vernichten will. Auch Shredder hätten sie mit ihren Methoden sehr gefährlich werden können.

Jetzt aber stehen sie unter seinem Bann. Shredder hat es mit ihrer Hilfe geschafft, sich selbst als den Guten, Windräder aber als das große Übel, den gemeinsamen Feind darzustellen. Die Not -also zumindest die Erklärungsnot- ist seither zu monströser Größe gewachsen. Wem soll man jetzt noch Glauben schenken können?

Im Blendlicht dieser Kampagne hat Shredder auch noch die Kontrolle über die lokale Presse gewonnen. Seitenweise wirbt die FZ für den sinisteren Müllbrecher. Der schwarze Schattenkämpfer macht ausgerechnet jenes unverdächtige Blättchen, das sich sonst so rührend für den Schutz unserer wunderbaren Natur einsetzt*, zum Werkzeug seiner Machenschaften.

Und nicht nur das! Auch auf unbestechliche Politiker aller Couleur dehnt sich sein dunkler Einfluss aus. Selbst unser ehrwürdiger Landrat wirft sich für ihn in die Bresche. Ein rechtschaffener Mann, der uns bisher so tapfer vor allen Einflüssen linkischer Bedrohungen bewahrt hat, legt für ihn sein gewichtigstes Argument in die Waagschale: Shredder schafft Arbeitsplätze! Etwas, das er bei Investitionen in Erneuerbare Energien nie über die Lippen bekommen hätte. Dem lärmenden Schurken Shredder ist es gelungen, einen Spaltpilz in die Gesellschaft zu schlagen, Fronten zu verhärten und selbst gestandene Biobauern ihre Farbe vergessen zu lassen.

Dies alles lässt nur eine Schlussfolgerung zu:

Shredder ist stärker als je zuvor. Wird es Meister Splinter und seinen Ninja-Turtles gelingen, die Widersprüche zu entwirren, in die sich angesehene Persönlichkeiten so hoffnungslos verheddert haben? Werden sie Licht ins Gewirr der Argumente bringen können? Eines scheint sicher, die jungen Helden werden unsere Hilfe gut gebrauchen können, wenn es überhaupt noch jemanden geben sollte, der sich retten lassen will. Schließlich ist es kein schöner Anblick, die Freunde Shredders entlarvt zu sehen. Und nichts weiter bleibt als nackte Heuchelei.

*ok, fast immer -außer wenn unsere grünen Wiesen und Wälder durch tolle Neubaugebiete, neue Straßen oder gewinnversprechende Gewerbegebiete zubetoniert werden, es um die Autobranche oder den Kaliabbau geht -wer auch immer Nutzniesser davon sein sollte?!